Es ist acht Uhr an einem etwas anderen 15. Juni, und die Glocken unserer Kirche, hier in Borgomaro, läuten in aller Ruhe.
Die große Wiedereröffnung, die für die Saison 2020 geplant war, hat lange auf sich warten lassen: Dennoch haben wir die Türen des Relais nicht mit weniger Begeisterung geöffnet!

Natürlich ist, wie Sie sich vorstellen können, das ohnehin schon langsame Leben des Dorfes auf die Probe gestellt worden. In Borgomaro warten wir, gute Landbewohner wie wir, jedes Jahr mit Freude und Hoffnung auf die Ankunft des Frühlings: die Wiesen blühen, die Hügel sind grün gefärbt, die lang ersehnte Zeit der Dorffeste beginnt und dann wird das Relais wieder eröffnet!

Dieses Mal wussten wir, dass es anders sein würde. Und trotzdem, darf ich Ihnen etwas verraten? Anders als in der Stadt, wo Stille und Leere erschreckend widerhallen, sind hier auf dem Land das Rauschen des fließenden Flusses, der Hahnenschrei und die fröhlichen Schreie der Kinder auf dem Platz die gleichen wie immer. Müssen wir wirklich sagen, dass sich etwas geändert hat?

Ja, unser Lächeln wird meistens unter einer Maske versteckt bleiben, aber es wird derselbe sein wie immer. Und ist das nicht das, was wirklich zählt?
Zählt es nicht in erster Linie, dass die Hühner weiterhin ihre Eier gelegt haben, dass die Artischocken wie gewohnt gewachsen sind, dass die Erde gefroren war, dass der Regen gekommen ist, dass die Sonne immer im Osten aufgeht, dass das Flussbett ausgetrocknet ist, dass es sich wieder gefüllt hat, dass das Leben vor unseren Augen weitergegangen ist, ohne dass wir ihm Achtung geschenkt haben?

Für diejenigen, die auf dem Land leben, kann ich Ihnen sagen, war es beunruhigend sehen, wie die Natur dem Menschen zum Trotz und allem, was von ihm kommt, gleichgültig seinen Lauf nahm. Wenn man es vielleicht gewohnt ist, sich auf die Zufälligkeit und Unvorhersehbarkeit der Natur zu verlassen, da man von ihr umgeben ist, für sie und mit ihr lebt und arbeitet, dann ist es vielleicht automatisch einfacher, schlechte Zeiten zu akzeptieren.

Der Mann, der sich krumm  in der Septembersonne beugt, um die vom Hagel verwüsteten Trauben zu sammeln, weiß im Inneren bereits, dass es ein schlechter Jahrgang werden wird, und arbeitet bereits für den nächsten: Man kann sich den Luxus des Weinens oder Klagens auf dem Land nicht leisten.

Und genau so denken all jene, die wie wir keinen Tränen fließen lassen wollten: von Brigitte und Laura, die immer noch fleißig im Ca‘ Sottane arbeiten und jede Woche auf dem Platz sind, um Ihnen den 0km-Markt zu garantieren, hin zum zum Bürgermeister von Chiusavecchia, Luca Vassallo, der in „grünen“ Tourismus investiert hat, der seinen kleinen Ort direkt ins Rampenlicht bringt, Milena und Marco, die so schnell wie möglich die Türen ihrer Restaurants wieder öffneten, ohne sich zu fragen, ob es sich lohnen würde, an Cristina und Adriano, die trotz allem nie ihre Liebe zu ihrer Arbeit verloren haben, und allen anderen, die sich wie der Mann, der sich in der Septembersonne beugt, sie wissen, dass dies einfach der Lauf des Lebens ist.

Auch wir haben es so gemacht. Wir haben uns angepasst, wir haben uns organisiert, wir haben unser Bestes gegeben, und jetzt können wir es kaum erwarten, Sie willkommen zu heißen und Ihnen zu zeigen, dass wir hier nie aufgehört, daran zu glauben, nicht einmal für einen Moment.

Was sollte ich noch hinzufügen? Ich würde sagen…das einzige was noch fehlt sind Sie!